Ein Accord zu viel
oder, der Fluch der 9. Symphonie
Es war spät an diesem Winterabend in New York, als sich John noch einen Scotch eingoss und sich an sein Steinway Klavier setzte. Sean war den ganzen Tag über unruhig gewesen und Yoko hatte ihn mit sich genommen und gemeinsam waren sie zu Bett gegangen.
So saß der Hausherr allein seinem Lieblingsinstrument und schluderte ein paar Variationen von seinen alten Stücken. Es war ein gutes Gefühl die Musik wieder in den Mittelpunkt zu stellen, nach der langen Zeit. John führte seine Finger unbewusst zu den Noten von Imagine über die Elfenbeintasten, als ihm wieder einmal in den Sinn kam, wie es zu dieser Auszeit gekommen war …
September ’71, Anwesen Tittenhurst Park bei London
Die Dreharbeiten hatten den ganzen Tag in Anspruch genommen. Früh am Morgen hatte man begonnen, um den Nebel einzufangen und dann endlose Einstellungen und Takes. Mit ihm am Flügel, mit ihm und Yoko am Flügel, er am Flügel und Yoko öffnet die Fensterläden, er in der Totalen und so weiter und so fort. Jetzt nach 18 Stunden, als endlich wieder Ruhe im Haus eingekehrte, war ihm der Weltfrieden so was von egal.
John hasste Filmaufnahmen. Schon in den frühen Sechzigern, als Brian darauf bestanden hatte diese abendfüllenden, albernen Spielfilme zu drehen. Er hatte immer schon den Eindruck gehabt, dass diese widerwertigen Kameraobjektivees sich zur Aufgabe gemacht hätten, seine ziemlich große Nase immer besonders unvorteilhaft in Szene zu setzen. Doch Yoko hatte gemeint, dass Filme, oder Videos die Zukunft seien und auf den Aufnahmen zu Imagine bestanden. Und Yoko konnte sehr überzeugend sein. Außerdem hatte Paul kürzlich erst Ram veröffentlicht, dummerweise erfolgreich, also wollte er nichts dem Zufall überlassen.
John saß in der Küche des Anwesens und hatte sich eben Tee aufgegossen, den er mit reichlich Rum verdünnt hatte, als May noch eine Besucherin ankündigte, … kurz vor Mitternacht.
John strich sich das Hemd grade und ließ bitten. Was er zu sehen bekam, haute ihn beinahe aus den Schuhen. Die Frau, die die Holztreppe heruntergestöckelt kam und schließlich die alte Küche betrat, hatte verblüffende Ähnlichkeit mit Marilyn Monroe.
„Good evening, Mister Lennon. Erlauben sie, dass ich mich vorstelle, ich heiße Cassandra Pollon und bin im Auftrag meines Vaters Alexandros Pollon hier.“
Sie nahm Platz und schob ihm ihre Visitenkarte über den Küchentisch.
John nahm seine Brille ab und putzte sie ausgiebig, dann setzte er sie wieder auf. Doch die Frau, die ihm gegenübersaß sah immer noch aus, wie die Hollywoodikone, die genau zu dem Zeitpunkt verstorben war, als er und seine Kumpels begonnen hatten die Welt zu erobern.
„W … w … was kann ich für sie tun?“, stotterte John. Doch die späte Besucherin überging die holprige Begrüßung und kam gleich auf den Punkt.
„Wie gesagt, mein Vater schickt mich. Ich soll ihnen ausrichten, dass sie ihr künstlerisches Potential weitestgehend ausgeschöpft haben. Im Falle eines Überschreitens ihres Limits droht ihnen ihr baldiges Ende.“
Wenn der Musiker bislang ein wenig von der Situation überfordert schien, so drohte ihm nun wirklich alles zu entgleiten.
„Wie darf ich das verstehen?“
„Das ist im Grunde ziemlich einfach“, referierte Cassandra, die wie Monroe aussah, während sie sich durch ihr platinblondes Haar strich, „In ihrer kurzen, aber überaus erfolgreichen Karriere, haben sie der Welt so viel Musik geschenkt, dass ihr Kompositionsvolumen beinahe ausgereizt ist. Sollten sie also weitere Songs veröffentlichen wollen, bleibt meinem Vater nichts anderes übrig, als ihrem irdischen Leben ein Ende zu setzen.“
John war viel zu überfordert, um einen klaren Gedanken zu fassen. Fieberhaft überlegte er, ob er in den letzten Stunden, in den Drehpausen irgendetwas eingeworfen oder getrunken hatte, dass ihm sein Verstand jetzt einen gepfefferten Streich spielte. Schlussendlich entschloss er sich mitzuspielen.
„Nehmen wir einmal an, ich würde den Schwachsinn, den sie hier von sich geben, glauben, was genau soll ich mir unter diesem Kompositionsvolumen vorstellen?“
Die Blondine lächelte einnehmend und brachte sich in Positur, als ob sie JFK ein Geburtstagsständchen bringen wollte.
„Wie gesagt ein Limit, welches jene Deadline bestimmt, ab wann ein Künstler sein Potential ausgeschöpft hat und nicht weiter produzieren darf, damit die nachfolgenden Generationen auch noch die Möglichkeit haben sich zu profilieren.“
„Und das habe ich ihrer Meinung nach nun erreicht?!“
„Vor allem nach der Meinung meines Vaters“, lächelte Marilyn ihn gewinnend an.
Johns Gedanken blitzten durch seinen Schädel. Das alles kam ihm auf der einen Seite unwirklich vor und andererseits suchte er fieberhaft nach einem Ausweg aus diesem irrwitzigen Alptraum. Da kam ihm ein gewichtiger Einwand in den Sinn.
„Und was ist mit Paul? Paul hat mindestens den gleichen Anteil an unserem Erfolg.“
Marilyn hatte eben ihre Handtasche geöffnet und sich einen Lipgloss hervorgeholt. Lasziv schminkte sie ihre vollen Lippen nach, nur um dann gewinnend den Hausherrn anzulächeln.
„John, sie, George und Ringo sollten nach ’66 am besten wissen, was mit Paul geschehen ist.“
„Und wie geht es jetzt weiter?“
Das Monroe-Double kramte in ihrer Handtasche …
„Oh, das ist ziemlich einfach. Sie treffen die Entscheidung sich aus dem Business zurück zu ziehen. Führen fortan ein ruhiges, langes Leben mit ihrer Frau und den beiden Kindern oder sie veröffentlichen weiterhin und tragen die Konsequenzen.“
Dem Hausherren schwirrte der Kopf. Dermaßen, dass er die Geburt eines zukünftigen Kindes beinahe übersehen hätte. Eben wollte er diesen Punkt anbringen, als sein Gast ihm mit einem Parfumzerstäuber beherzt ins Gesicht sprühte.
Der Musiker erwachte am anderen Morgen mit dem Gesicht auf dem Küchentisch. Neben ihm auf dem Tisch eine leere Kanne Tee und eine Flasche Rum, genauso leer. Ein stechender Kopfschmerz machte ihm klar, dass er offenkundig ganz allein dafür verantwortlich war, dass diese beiden Gefäße nun ausschließlich mit Luft, statt mit Flüssigkeit gefüllt waren.John erhob sich mühsam und ging zur Spüle. Er löste eine Alka-Seltzer in etwas Wasser und trank das Glas eilig aus. Dann wartete er auf die Wirkung. Im Osten schickte sich die Sonne an, den Nebel von den Rhododendren zu vertreiben. Es würde ein schöner Spätsommertag werden.
John lachte. Das war wirklich einer der seltsamen Träume, die er im Suff erlebt hatte. Beinahe so seltsam, wie die LSD Tripps, früher mit den Jungs.
Er wollte eben nach oben gehen, sich waschen und den Tag mit Yoko genießen, als er in seine rechte Hosentasche griff …
Cassandra Pollon
Mantikerin
A. Pollon Consulting
…
John spielte Imagine zu Ende und nahm einen tiefen Zug von dem 18 Jahre alten Single Malt. An weiterer Klimperei war ihm die Lust vergangen. Er schlenderte zum Fenster und war einen Blick hinaus auf den nächtlichen Central Park. Obwohl es eisig kalt war, herrschte immer noch Leben zu dieser späten Stunde. Spaziergänger, Penner, auf der Suche nach einer Parkbank, Dealer und sogar einige Jogger. John schüttelte den Kopf. Bei minus 10°C in bunten Hosen durch den Park zu laufen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Stattdessen wandte er sich lieber dem Barwagen zu, um sich nachzugießen.
Er freute sich auf seine Rückkehr in den Zirkus. Auf das Rampenlicht und das Gekreische der Zuhörer. Am Ende der Beatles hatte er all das gehasst, aber nun, mit einigen Jahren Abstand, musste er sich eingestehen, dass es ihm fehlte.
Seine Freude hätte ungetrübt sein können, wenn nicht, ja, wenn nicht dieser seltsame Besuch gewesen wäre, damals in London, auf dem Anwesen. Kurz darauf hatte er Yoko überzeugt, dass er einen Tapetenwechsel brauchte, dass er England hinter sich lassen wollte, um neue Kreativität zu spüren und seine Frau hatte sofort zugestimmt. London war ihr schon lange viel zu spießig. Das er in Wahrheit nur so weit wie möglich fort von diesem verfluchten Ort wollte, hatte er ihr lieber verschwiegen, genauso wie seine nächtliche Besucherin. Aber er hatte es nie vergessen und auch die Visitenkarte hatte er behalten. Sie steckte unter dem Deckel seines Steinways. Und trotzdem war es nun an der Zeit, „Die alte Axt herauszuholen und die Frau zu wecken …“, wie er es unlängst in einem Interview zum Besten gegeben hatte.
John leerte das Glas und entschied ebenfalls den Tag zu beschließen, als es läutete. Der Hausherr bedauerte einmal mehr, dass die Familie keine Dienstboten mehr hatte. Vor allem keine weiblichen. Aber seit der Sache mit May war Yoko nicht gut auf dieses Thema zu sprechen. Also schritt John durch den langen Flur zur Wohnungstür und linste durch den Spion. Was er sah, ließ ihn nach Luft schnappen. Vor seiner Tür, im Dakota Building mitten in New York stand tatsächlich Brian Epstein. Der Mann, der aus den vier Jungs aus Liverpool die Beatles geformt hatte. Dass Brian allerdings bereits ’67 das Zeitliche gesegnet machte den Umstand, dass er nun plötzlich hier auf der Matte stand, zumindest schwierig.
Aber wenn es doch Brian sein sollte, durfte ihm John auf gar keinen Fall den Einlass verwehren. „Guten Abend Mister Lennon, es ist sehr nett, dass sie mich zu dieser späten Stunde noch empfangen.“, sagte der Mann, der wie Brian aussah, aber augenscheinlich nicht der tote Manager war, denn früher waren die beiden Männer sehr vertraut miteinander umgegangen.
John gab den Weg frei und der Besucher schob sich in den Flur und schritt zielsicher zur Küche.
Der Hausherr hatte eine Ahnung von einem Déjà-vu.
„Erlauben sie mir, dass ich gleich zum Punkt komme, Mister Lennon. Leider haben sie unsere Warnung, die wir ihnen rechtzeitig haben zukommen lassen, missachtet. Daher werden sie Morgen aus dem Spiel genommen, wie man im nahen Madison Square Garden sagen würde.“
John ließ sich auf einen anderen der vielen Esszimmerstühle sinken. Das war ein starkes Stück! Entsprechend sprachlos glotzte er seinen späten Besucher an.
Der nutzte die Sprachlosigkeit und setzte sich auf einen freien Stuhl am Tisch. Er grinste.
„So, wie sie jetzt dreinblicken, haben all ihre Vorgängergeschaut“, gab er zum Besten. Es war diese Aussage, die John aus seiner Lethargie riss.
„Wie …, meine Vorgänger? Es gab schon weitere Musiker, die sie aus dem Spiel genommen haben.“
Der Mann, der wie Epstein aussah, seufzte vernehmlich.
„Ja, mein lieber Mister Lennon, schon seit vielen Jahrhunderten kümmert sich meine Organisation, um Kunstschaffende, speziell Musiker, die ihr Schaffensquantumdeutlich überschreiten. Von den Helenen bis in unsere Zeit.“
John war überfordert.
„Wie, gekümmert?“, war das einzig Brauchbare, was er herauszubringen vermochte.
Der Epstein-Verschnitt seufzte erneut und irgendwie hatte John den Eindruck, dass sein Gast froh war seine Geschichte zum Besten geben zu können.
„Schon seit den Anfängen der Musik war mir klar, dass die Menge aller möglichen Kompositionen von vorneherein einer Obergrenze unterlag. Dass zu irgendeiner Zeit alle Akkorde verbraucht und sämtliche Noten ihren Platz in einem Musikstück gefunden hätten. Und damit die Künstler, auch in ferner Zukunft die Möglichkeit bekommen sich zu entfalten, habe ich frühzeitig beschlossen überproduktiven Musikschaffenden ein Limit zu setzen.“
„Und wie darf ich mir dieses Limit genau vorstellen?“, fühlte sich John gemüßigt, doch einmal genau nachzuhaken.
„Für gewöhnlich setze ich dem überproduktiven Leben des Künstlers ein natürliches Ende“, entgegnete Epstein und ein vielsagendes Lächeln umspielte seine Lippen.
Lennon konnte es nicht fassen. Passierte das hier wirklich?Wurden tatsächlich Musiker auf der Höhe ihrer Schaffenskraft getötet, damit irgendwelche Nachfolger die Möglichkeit bekamen auch Erfolge zu feiern. Er musste mehr erfahren.
„Wen genau hat denn ihr Bann bisher getroffen?“, wollte er wissen.
„Zu Beginn waren es die Musiker und Barden der Griechenund der Römer, aber auch Künstler aus Fernost hatte ich immer im Blick. Die Hochzeit meiner Tätigkeit erlebte ich zu den Zeiten der großen Komponisten, die mit ihren Orchesterwerken die Königshäuser und das einfache Volk gleichermaßen unterhielten. Sie schufen epochale Werke, die sie samt und sonders aufzeichneten, vor großem Publikum aufführten und anschließend weitergaben. Es war eine wahre Heerschar an Künstlern und ich hatte alle Hände voll zu tun. Es war eine erfüllende Zeit.“ Epstein seufzte erneut.
„Außerdem waren diese Herren so freundlich ihre großen Orchesterwerke zu quantifizieren. Hatten sie ihre 7. Symphonie veröffentlicht, erweckten sie mein Interesse, bei der 8. sandte ich ihnen eine dezente Warnung. Sollten sie eine 9. verfassen, besuchte sie meine Tochter und beim Versuch eine 10. zu komponieren, schritt ich selbst zur Tat.“
Der Hausherr erforschte kurz sein Gedächtnis und natürlich fiel ihm der wohl bekannteste Komponist in dieser Reihe zuerst ein.
„Dann haben sie tatsächlich Ludwig van Beethoven dieselbe Nachricht überbracht, wie mir jetzt?“, hakte er ein. Der Epstein-Ersatz lächelte erst wissend, grinste schließlich und musste dann glucksen, wie eine Debütantin auf dem Abschlussball.
„Ja, mit Ludwig war es wirklich bemerkenswert. Ich habe den ganzen Tag mit ihm verbracht. Wir haben unzählige Krüge dieses billigen Weines trinken müssen, den er so mochte, bis er endlich kapierte, was vor sich ging. Der gute Ludwig war ja taub wie ein Sack Nüsse.“
John hatte gebannt zugehört und merkte, wie seine Kehle inzwischen staubtrocken geworden war. Er brauchte noch einen Scotch.
„Ich brauche einen Drink. Wollen sie auch einen Mister …?“
„Oh ja, verzeihen wie unhöflich von mir. Ich bin natürlich nicht ihr alter Freund Brian. Diese Verkleidungen nehmen meine Tochter und ich nur an, um es den Delinquenten ein wenig einfacher zu gestalten. Mein Name lautet A. Pollon. Das „A“ steht seit ein paar Jahrzehnten für Alexandros. Und ja, ich freue mich über einen guten Tropfen. Es kommt nicht oft vor, dass ich von Ihresgleichen eingeladen werde.“
John ging zurück durch den langen Flur und fragte sich, ob das jetzt grade wirklich passierte. Bevor er die Gläser füllte.Er nutzte die Gelegenheit und huschte schnell zu seinem Klavier und spinkste unter den Deckel. Tatsächlich, da hing noch die alte Karte. So langsam wurde ihm mulmig.
Wieder in der Küche angekommen hatte sich Brian oder Alexandros erhoben und begutachtete den Kühlschrank.
„Toll, diese moderne Technik. Früher mussten wir unsere Getränke in Erdlöchern kühlen.“
Er setzte sich wieder zu John an den Tisch. Während er dastat, nahm John seinen ungebetenen Besucher genauer in Augenschein. Das war offenkundig nicht der alte Manager der Beatles. Er hätte es gleich sehen müssen. Brian war immer tadellos gekleidet. Selbst als er in seinen letzten Jahren total stoned gewesen war, trug er immer noch den feinsten Zwirn.Sein Gast hingegen kam in einem abgewetzten Jackett daher und das Hemd wies einige Flecken und gelbe Ränder auf. John beschloss ihn danach zu fragen, denn schlimmer konnte es ja schließlich nicht mehr werden.
„Mister Pollon, erlauben sie mir eine Frage. Kann es sein, dass es ihnen nicht so besonders gut geht?“
„Nun ja …“, setzte der späte Gast an und nippte an seinem Whisky, „… was soll ich sagen, die Zeiten sind schlecht für mein Metier. Diese moderne Musik, mit ihren kurzen schnellen Stücken. Da fällt es mir schwer mitzuhalten.“ Er seufzte erneut. „Keine Regeln mehr und keinen Glauben anhöhere, ordnende Mächte.“
„Und wie kommen sie dann genau auf mich?“, empörte sich John.
„Ach, bei ihnen ist es mir leichtgefallen. Sie und ihre ehemalige Musikgruppe hatten in den vergangenen Jahren in dermaßen vielen Hitparaden Platzierungen und damit einhergehende Plattenverkäufe, dass sie ihren Schaffenshorizont bereits lange überschritten haben.“
„Ja …“, musste John kurz nachhaken, „… dann war es bei Joplin, Morrison, Hendrix und Jones auch der Fall. Die hatten ebenfalls ihr Limit erreicht?“
„Nein!“, kicherte Epstein-Pollon. „Die haben sich schlicht zu Tode gesoffen oder gespritzt.“
Eine Pause trat ein. Anscheinend war alles besprochen. Die beiden Männer saßen in der großen Küche und nippten gelegentlich an ihren Gläsern. Doch John wollte noch einen letzten Versuch unternehmen.
„Und es lässt sich wirklich nichts mehr machen? Ihre Entscheidung ist unumstößlich.“
„Leider ja, mein lieber Mister Lennon. Aber seien sie nicht zu betrübt. Mit all ihren Vorgängern werden sie gemein haben, dass ihr Ruhm wahrlich ins Unermessliche steigen wird. Weit mehr, als ob sie ein langes Leben geführt hätten.“
Sein Gast griff in die Innentasche seines abgewetzten Sakkos.
„Und, wenn ich alle Aktivitäten unverzüglich einstelle?“, verfiel John in ein gewisses Flehen.
„Tut mir leid, mein lieber John, die Entscheidung ist gefallen und unumstößlich.“
„Was bleibt mir denn jetzt noch?“
„Ich für meinen Teil reise bald nach England. Dort schickt sich ein gewisser Farrok Bulsara sein Limit alsbald zu überschreiten. Sie genießen den morgigen Tag, solange er dauert …“, sagte es und blies John ein Pulver ins Gesicht. Mit der gleichen Wirkung, wie der Zerstäuber seinerzeit in Tittenhurst.
…
John Lennon erwachte am anderen Morgen am Küchentisch im Dakota-Building. In seiner rechten Hand hielt er eine Visitenkarte.
Alexandros Pollon
Loxias
A. Pollon Consulting
Er steckte sie ein, ging hinüber ins Wohnzimmer und holte die andere aus seinem Klavier und warf beides in den Ascheimer.
Den Tag verbrachte er so, wie es ihm Alexandros empfohlen hatte. Er drückte Yoko und Sean besonders innig. Ging hinaus, sog die kalte Dezemberluft tief ein und signierte einem Fan eine LP.
Als er am späten Abend zum Dakota-Building zurückkehrte, wunderte er sich beinahe, wie lange dieser Tag angedauert hatte und wie schön er gewesen war. Er stand eben im Eingangstor, als Mark David Chapman ihn mit einem Revolver erschoss.
John Lennon erlag um 23.07 Uhr seinen Verletzungen. Es war der 8. Dezember 1980.
A.Pollon sollte recht behalten. Die Welt hat ihn und seine Musik nie vergessen.
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